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Lieber lesender Mensch,
vor fast einem Jahrzehnt hat mir ein sehr lieber Mensch folgende Zen-Geschichte übers Glück erzählt, die ich jetzt an Dich weitergeben möchte. Sie ist absolut zeitlos und ich muss auch heute immer wieder an den Grundgedanken der Geschichte denken:
Glück oder Unglück? Wer weiß das schon!
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Ein alter Mann und sein Sohn bestellten gemeinsam ihren kleinen Hof. Sie hatten nur ein
Pferd, das den Pflug zog. Eines Tages lief das Pferd fort.
„Wie schrecklich!“ sagten die Nachbarn, „Welch ein Unglück.“
„Wer weiß, ob Glück oder Unglück“, erwiderte der alte Bauer.
🐎
Eine Woche später kehrte das Pferd aus den Bergen zurück. Es brachte fünf wilde Pferde mit in
den Stall.
„Wie wunderbar!“ sagten die Nachbarn, „Welch ein Glück.“
„Glück oder Unglück? Wer weiß“, sagte der Alte.
🐎🐎🐎
Am nächsten Morgen wollte der Sohn eines der wilden Pferde zähmen. Er stürzte und brach
sich ein Bein.
„Wie schrecklich!“ sagten die Nachbarn, „Welch ein Unglück!“
Der Bauer antwortet nur: „Glück oder Unglück?“
🍀🍀🍀
Drei Tage später kamen die Soldaten ins Dorf und holten alle jungen Männer in den Krieg. Den
Sohn des Bauern konnten sie nicht brauchen. Er blieb als einziger verschont.
Glück oder Unglück. Wer weiß das schon!
[Zen-Geschichte aus: Der Pfad des friedvollen Kriegers, Dan Millmann]
Was will uns diese Zen-Geschichte über Glück und Unglück sagen?
Es geht bei der Geschichte in erster Linie um eine innere Haltung, mit der wir Situationen im Leben begegnen.
Anhaftung wird in der buddhistischen Lehre (Upadana) und auch im Yoga (Raga) als einer der Hauptgründe gesehen, weshalb Leid entsteht.
👉 Anhaftung entseht, wenn wir etwas unbedingt wollen, was wir noch nicht haben. Zum Beispiel ein neues Auto, eine*n Partner*in, einen anderen Job, mehr Geld….etc..
👉 Anhaftung entsteht jedoch auch, wenn wir etwas besitzen und Angst haben, das zu verlieren.
„Ist das Handy in meiner Tasche?“
„Hoffentlich kann ich das Auto hier parken? „
„Was, wenn mein*e Partner*in jemand Besseres findet?“
Beide Gedankenstränge sind auf die Zukunft ausgerichtet.
👉 Es gibt aber auch eine Anhaftung auf die Vergangenheit bezogen.
Zum Beispiel wenn wir uns nicht von einem Ex-Partner lösen können oder in einer längst vergangenen Lebensphase festhängen.
All das ist 1a Kopfkino, welches uns daran hindert, den Moment zu genießen.
In der obigen Zen-Geschichte haben wir es wohl mit einem sehr weisen Mann zu tun, der sich von aller Anhaftung gelöst hat und deshalb gelassen auf all das reagieren kann, was das Leben ihm vor die Füße wirft.
Musst Du auch so gelassen reagieren wie der Mann in der Zen-Geschichte, um glücklich zu sein?
Das ist eine gute und komplexe Frage. Ich denke nicht, dass es möglich ist, immer stoisch und gelassen auf Lebenseregnisse zu reagieren, wie es der Mann in der Zen-Geschichte übers Glück getan hat. Ich würde sogar behaupten, dass das nicht unbedingt gesund ist.
Denn Situationen im außen rufen auch eine Reaktion im Innern hervor. Wenn mein Auto/Fahrrad (in der Geschichte Pferd) kaputt geht und ich nicht weiß, wie ich die Kinder von der Schule abholen soll, dann ist es normal, dass Gefühle wie Ärger, Angst oder auch Wut entstehen.
Bekomme ich eine Gehaltserhöhung oder verliebe mich, ist es normal, dass ich mich freue.
Werden (vor allem unangenehme) Gefühle dauerhaft ignoriert bzw. verdrängt und nicht angenommen, ist das langfristig bedenklich.
Das kann sich auf Dauer krank machen. Im spiriturellen Kontext wird hier häufig vom Spirituellen Bypassing gesprochen
Von diesem Standpunkt aus betrachtet ist die Zen-Geschichte übers Glück fast schon eine phatologische Beschreibung 🙂
ABER 🙂
Es gibt neben der eben beschriebenen Ebene auch noch eine Meta-Ebene.
Im obigen Zitat von Victor Frankl ist gut beschrieben, wie wir uns der Gelassenheit des Mannes aus der Zen Geschichte übers Glück annähren können.
Das Leben unterbreitet uns immer wieder Schicksalsschläge verschiedener Art. Daran können wir nichts ändern. Das ist im Übrigen auch die erste der vier Edlen Wahrheiten, die der Buddha verkündet hat. Das Leben besteht aus Leid (Dukha). Um dieses Leid zu überwinden, können wir uns Gedanken über unser Verhaftetsein machen.
In welchem Bereich Deines Lebens bist Du verhaftet? Wovor hast Du Angst? Was kannst Du nicht loslassen?
Sobald Du Dir im Klaren darüber bist, wo Du verhaftet bist, kannst Du Dir im zweiten Schritt die Frage stellen, ob das Objekt Deiner Begierde und Deiner Angst tatsächlich zu Deinem Glück beitragen. Vor allem mit Bezug darauf, dass es im Leben ständig Veränderung gibt und nichts beständig ist.
Du kannst Dir Fragen stellen wie: Werde ich wirklich, auf einer tiefen Ebene glücklich sein, wenn ich das Auto, den neuen Partner oder viel Geld erhalte?
Macht Besitz glücklich oder unglücklich?
Dazu gibt es im übrigen sogar Studien! Man hat das Glücksniveau von Menschen nach positiven und negativen Lebensereignissen gemessen. Kurz nach dem Ereignis waren die Menschen für eine kurze Zeit tatsächlich glücklicher. Aber langfristig haben sich die Versuchspersonen wieder auf den ursprünglichen Zustand eingependelt.
Nun, was denkst Du? Stell Dir vor, Du hast verinnerlicht, dass Veränderung zum Leben dazugehört und dass eine übermäßige Anhaftung zu Leid führt. Wenn Dir jetzt etwas passiert, so wie in der obigen Zen-Geschichte übers Glück, dann weißt Du, dass Du zwar traurig oder froh sein kannst, aber das alles weiterhin im Fluss bleibt.
So wie Wellen am Strand kommen und sich wieder zurückziehen.
So wie die Atmung ein- und ausfließt.
So wie es einen Wechsel der Jahreszeiten gibt.
Wenn wir übermäßig verhaftet sind, geben wir dem Außen die Macht, uns glücklich oder unglücklich zu machen. Dann hauen uns unerwünschte Situationen vom Hocker. Dann verlieren wir den Boden unter den Füßen.
Wenn wir aber unseren Wert aus uns selbst heraus bestimmen, dann liegt weder Glück noch Unglück im Außen. Und dann können wir zwar Gefühle zulassen, aber wir müssen nicht an Ihnen zerbrechen.
Das ist Macht, Glück und Freiheit.
Wenn Du Lust hast, einen Blick auf Deine Anhaftung zu lenken oder herauszufinden, weshalb besimmte Dinge in Deinem Leben immer wieder schief laufen, dann komm doch zu mir in die yogapschologische Beratung. Ich biete ein 1:1 Setting an, in dem wir uns ganz intensiv mit Deinen Themen beschäftigen können.
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